Viel Arbeit an der Wollseifener Kirche - AN online - vom 30.06.2008
Die Geschichte Wollseifens, heute eine Wüstung und nur noch mit einem «f», aber dafür mit zwei «ll» geschrieben, ist relativ gut dokumentiert. Handschriftliche Kirchenrechnungen aus dem Pfarrarchiv gibt es aus dem Jahre 1690.
Im Staatsarchiv Düsseldorf liegen Lehns- und Pfandurkunden aus dem 14./15. Jahrhundert und im Herzog Arenbergischen Archiv belegen Renteirechnungen aus dem 18. Jahrhundert ein reges dörfliches Leben.
Im Jahre 1660 wurde Wollseifen selbstständige Pfarre, deren Patronat in Händen der Herren von Schleiden lag. Das Amt Wollseifen war jüliches Lehen, das durch Erbschaften 1377 an Peter von Kronenburg kam und danach immer weiter vererbt wurde, bis Wollseifen 1670 für 10.000 Taler von Schleiden an Johann von Harff zu Dreiborn verkauft wurde.
Der Walberhof bei Wollseifen ist bereits 1145 erstmals erwähnt worden, als ihn König Konrad III. dem Kloster Steinfeld schenkte.
Die Wüstung Wollseifen ist somit ein sehr geschichtsträchtiger Ort mit einer Kirche, die 1660 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Sie wurde zwischen 1633 und 1635 unter Graf Ernst von der Marck und Schleiden erbaut.
Das dreiachsige Langhaus ist etwa 18 Meter lang und 6,45 Meter breit. Der vorgebaute, dreigeschossige Westturm wurde 1665 erhöht, als er den achteckigen Schieferhelm erhielt. Danach wurde die alte Tür auf der Südseite bis auf eine kleine Fensteröffnung verkleinert, was heute noch zu sehen ist.
Die Geschichten um Wollseifen leben wieder auf, wenn die Mitglieder des Traditions- und Fördervereins dort arbeiten. Besonders Alois Esch,
der Vorarbeiter der Truppe, erzählt immer wieder davon.
Derzeit sind die schwindelfreien Mitglieder damit beschäftigt, das Kirchendach im Innenbereich nach den Vorgaben des Denkmalamtes mit Brettern zu schließen. Außerdem dichten sie von innen das Gesims ab.
Die Bretter sind unbehandelt und zur Haltbarkeit mit einer Art Kalkmörtel überstrichen. Die Decke im Chorraum wurde jetzt fertiggestellt und das Gerüst abgebaut. Rund 150 Quadratmeter Chorraum und Langschiff müssen im Deckenbereich mit Brettern verschlossen werden. Ein Gewölbe ließ der Denkmalschutz nicht mehr zu.
Die meisten Männer, die an der Kirche arbeiten, haben verwandtschaftliche Beziehungen zu den Wollseifenern. Auch der Kunstschmied Stefan Pütz aus Sistig. Seine Schwiegermutter stammt aus dem Dorf. Pütz ist derzeit mit Hochdruck dabei, die zehn Fenster der Kirche zu fertigen, die zum Rochus-Fest am 17. August eingebaut sein müssen.
Bis dahin ist auch der bis zu einem halben Meter aufgetürmte Schutt aus der Kirche geräumt. Dort liegen immer noch Reste des Gewölbes und des Dachstuhls, der von den Militärs nach dem Krieg in Brand geschossen wurde. «Eigentlich hat der Schutt über die Jahrzehnte den Fußboden konserviert», sagt Fritz Sistig. In dieser Woche wird der Raum freigelegt.