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Ein Schätzchen in der alten Kirche gefunden

Aachener Nachrichten 22.07.2008

Vogelsang/Wollseifen. «Wir haben ein Schätzchen in der Kirche Wollseifen gefunden», sagte Alois Esch strahlend. Bei Grabungsarbeiten im Eingangsbereich der St.-Rochus-Kirche war er auf einen harten Gegenstand gestoßen.

«Sofort ging der Puls in die Höhe», fügt er hinzu: Er konnte den Klöppel einer Glocke erkennen. «Vielleicht liegt ja noch die dazugehörende Glocke darunter im Kirchenschutt», dachten sich die Männer und gruben deshalb weiter. Doch mehr als der Klöppel konnte nicht gefunden werden - dafür kamen erneut jede Menge Patronen-Hülsen zum Vorschein.

«Ich bin froh über den Klöppel, der für uns Ur-Wollseifener sehr wertvoll ist», erklärt Fritz Sistig. Vermutlich stammt der Klöppel von einer der Glocken, die 1917 durch die Kriegssammelstelle eingezogen worden waren.

Ehrenplatz in der Ruine

Die Kirchenglocken von Wollseifen stammten aus den Jahren 1635 und 1651. Eine Glocke war allerdings bereits 1848 zu einer neuen Glocke umgegossen worden. Von der Glocke von 1651 ist folgende Inschrift bekannt: «St. Michael Heischen ich, zo Wolseiffen gehur isch, Jakob von Trier gos mich 1651.»

Der Traditionsverein Wollseifen will den Klöppel jetzt entrosten und konservieren, er soll später einen Ehrenplatz in der Ruine der Kirche erhalten. Im Turm der Kirche hingen einmal drei Glocken, die kleinste davon durften die Wollseifener behalten. Alois Esch vermutet, dass beim Ausbau der Glocken der Klöppel zu Seite gelegt worden war und später vergessen wurde. Beim späteren Brand ist er dann vermutlich mit samt dem Gewölbe heruntergefallen.

Die Mitglieder des Traditionsvereins Wollseifen arbeiten mit Hochdruck daran, die Ruine der Kirche auf Vordermann zu bringen. Es ist noch knapp einen Monat bis zum Rochus-Fest, dem Patronatsfest der untergegangenen Ortschaft. Das Fest soll an der Kirche begangen werden.

Derzeit sind die Dachdecker der Firma Herbert Poyck aus Herhahn dabei, das Dach einzuschiefern. Was sie bräuchten, wären ein paar schöne Sonnentage, um schneller voran zu kommen. Die Regentage werden samstags ausgeglichen.

Mit Hochdruck ist auch der Kunstschlosser Stefan Pütz aus Sistig bei der Arbeit und setzt die Fenster ein, die er in seiner Werkstatt vorgefertigt hat. Er arbeitet in Wollseifen bis nach Sonnenuntergang, dabei flattern ihm manchmal Fledermäuse um den Kopf.

«Wenn ich an der Kirche Strom hätte, würde ich bis Mitternacht arbeiten", sagt Pütz und klettert geschickt über ein Gerüst in die Fensteröffnungen. Sein Bruder Norbert reicht die Eisenrahmen an, die er hoch oben im Gemäuer fixiert und anschweißt.

Nur wenige brauchbare Relikte der Wollseifener Kirche befördert das Grabungsteam ans Tageslicht. Meist sind es Nägel und Klammern vom Kirchendach, das samt dem eingestürzten Gewölbe über Jahrzehnte unberührt auf dem Kirchenboden gelegen hat.

Die Männer bargen einen Kasten der wie ein Uhrwerk aussah. Sollte das etwa das Uhrwerk der Kirche gewesen sein? Über den verrosteten Kasten machte sich auch der Kölner Hobbyuhrmacher Norbert Pütz Gedanken. Der Wahlkölner stammt aus Sistig. Sein Bruder setzt in der Kirche die Fenster ein.

Des Rätsels Lösung

Sogar im Traum hat sich Norbert Pütz eine ganze Nacht lang mit dem Kasten beschäftigt. Auf des Rätsels Lösung kam schließlich seine Ehefrau, die hat nämlich drei Pfarrer in der Familie, die alle das Gleiche berichteten: Bei dem Kasten handelt es sich um eine Art Winde, mit der das Ewige Licht über einen Seilzug unter die Kirchendecke gezogen werden konnte. «Das stimmt», erinnerte sich am Dienstag der Ex-Wollseifener Herbert Keutgen, «da war an der Seite immer ein Kasten mit Kurbel».
Traditions- und Förderverein Wollseifen e.V.