Kirchenboden unter dem Schutt
Bis zum Traditionsfest der Wollseifener sollen die Sicherungsarbeiten abgeschlossen sein.
SCHLEIDEN-WOLLSEIFEN Schicht um Schicht legen ehrenamtliche Helfer derzeit den Boden von St. Rochus frei. Die Arbeiten zur Sicherung der Wollseifener Kirche dauern bereits seit Monaten an. Das Geklopfe, Geschürfe und Gehämmer hört der Nationalparkbesucher bereits von weitem, wenn er zu Fuß den unbewohnten Ort ansteuert. Vor 60 Jahren wurde die Kirche in Wollseifen zerstört; nur noch als Ruine bildete das Gotteshaus in den vergangenen Jahrzehnten den Mittelpunkt des toten Dorfes“. Durch die Sanierungs- und Sicherungsarbeiten soll das Kirchengebäude ein wenig von seinem früheren Aussehen zurückerhalten.
Dach abgetragen
„Zunächst haben wir das Dach abgetragen und dafür gesorgt, dass der Abbruch ordnungsgemäß weggeschafft wurde“, berichtete Alois Esch aus Morsbach. Esch gehört ebenso zum ehrenamtlichen Bautrupp wie Siegbert Heup, Herbert Daniel und viele andere Helfer. „Nach dem Abbau des Behelfsdaches, das die Belgier auf die Kirche gesetzt hatten, als sie das Areal als Truppenübungsplatz nutzten, fuhren wir mit Schubkarren rund 80 Kubikmeter Erde und Schutt aus dem Kirchenschiff heraus“, so Esch weiter. Anschließend bauten die fleißigen Arbeiter, die bisher rund 750 Stunden ehrenamtlich an und in der Kirche geschafft haben, ein Gerüst im Innenbereich von St. Rochus auf und zogen eine Holzdecke samt Unterkonstruktion ein.
Auch das Mauerwerk arbeiteten sie stellenweise auf. Esch: „Wir haben darauf geachtet, dass Fledermäuse und Kleintiere weiterhin unterm Kirchendach wohnen können, und entsprechende Schlupflöcher unterm Dach freigelassen.“ Die Firma Poyck aus Morsbach übernahm die Dachdeckerarbeiten. Das Dach wird derzeit komplett mit Schiefer eingedeckt. Die Firmen Pesch und Pütz aus Sistig bauen Fenster und Türen ein. Finanziell getragen wird die Maßnahme von diversen Instituten, Vereinen und vom Bistum Aachen.
Die Rochus-Kirche entstand in ihrer heutigen Bauform nachweislich 1636, wie Rudi Breuer weiß. Doch bereits vor dieser Zeit existierte an der Stelle der Kirche in Wollseifen eine Kapelle. Breuer ist ebenso wie die ehrenamtlichen Mitstreiter Fritz Sistig und Heribert Keutgen gebürtiger Wollseifener. Der 78-Jährige kann sich noch genau an das Aussehen des unversehrten Gotteshauses erinnern. Er war vor dem Krieg in Wollseifen Messdiener. Heute räumt Rudi Breuer mit gemischten Gefühlen den Schutt weg. Er hofft, genau wie die anderen Wollseifener auch, dass die Kirche als stiller, würdiger Ort für die Nachwelt erhalten bleibt.
1947 waren es die Engländer, die das Gotteshaus in Brand schossen. Alles Hölzerne fackelte ab: der Hauptaltar, die beiden Seitenaltäre und die kleinen Kirchenbänke. Als die Belgier Vogelsang und das damit verbundene Gelände vor 60 Jahren übernahmen, räumten sie den Brandschutt nicht aus der Kirche heraus, sondern kippten einfach kniehoch Erde drauf. Sowohl in als auch vor der Kirche lag sie bis zu 70 Zentimeter hoch.
Uralte Schieferplatten
Komplett freigelegt ist inzwischen der Fußboden. Neben gängigen Bodenplatten legten die Bauarbeiter an den Seitenrändern Schieferplatten frei, die wahrscheinlich im 17. Jahrhundert verlegt worden sind. Lücken in den unbehauenen Natursteinen werden teilweise aufgefüllt.
Noch nicht gelöst ist das Rätsel der verschobenen Achse von St. Rochus. Betritt man das Kirchenschiff, so liegt das Fenster in der Apsis im Verhältnis zum Mittelgang nicht mittig, sondern leicht nach rechts versetzt. Das Gleiche gilt für den kompletten Chorraum im Bezug zum Hauptschiff.
Am Sonntag, 17. August, feiern die Wollseifener ihr Traditionsfest mit einem feierlichen Gottesdienst ab 9.30 Uhr in St. Rochus. Bis dahin sollen die Sicherungsarbeiten abgeschlossen sein. Vielleicht ist dann auch schon die alte Schule in Wollseifen wieder ein wenig aufgearbeitet.